Parasiten

Die wichtigste Routineuntersuchung, auch bei scheinbar gesunden Tieren, ist die frischen Kotes. Hier können unter anderem Würmer, Wurmeier und Einzeller (Kokzidien, Flagellaten (Geißeltierchen) und Ziliaten (Wimperntierchen)) gefunden werden. Diese Untersuchung sollte während der Quarantäne vor einer Vergesellschaftung oder dem Umsetzen in ein eingerichtetes Terrarium geschehen. Würde die Probe erst danach untersucht, müßten bei einem positiven Befund ebenfalls die anderen Tiere behandelt und das Terrarium wieder komplett gereinigt werden. Ein guter Allgemeinzustand der Tiere oder die Herkunft aus deutscher Nachzucht sind kein Garant für eine Parasitenfreiheit. Wildfänge tragen zwar oft exotische Parasiten in sich, die Parasitenbelastung ist häufig jedoch geringer als bei Nachzuchten.


Jeglicher Parasitenbefall mit potentiell pathogenen Organismen sollte behandelt werden. Während wildlebende Tiere zwar meistens mit Parasiten infestiert sind, herrscht hier in der Regel ein Gleichgewicht, so daß der Wirt keinen Schaden nimmt. In Gefangenschaft jedoch ist der Infektionsdruck höher, es kommt zur ständigen Autoinfektion (das Tier nimmt die Eier, Oocysten etc. der eigenen Parasiten auf), wodurch der Befall schnell zum Problem werden kann. Manche, oft relativ harmlose Parasiten, wie z.B. Oxyuren sind sehr schwer zu eliminieren, dennoch sollte ein Befall regelmäßig kontrolliert und bekämpft werden. Nimmt die Infektion überhand, kann auch ein "harmloser" Wurmbefall tödlich enden. In jedem Fall schaden die Parasiten dem Wirt. 


Von einer prophylaktischen Behandlung (z.B. Wurmkur) ist jedoch dringend abzusehen, denn Tiere sollten nur Medikamente bekommen, die sie wirklich brauchen, und der Verzicht auf eine Kotuntersuchung verhindert das Aufdecken anderer Parasitosen. Eine Behandlung gehört, ebenso wie die Diagnostik, ausschließlich in die Hand eines Tierarztes, alles andere wäre nicht nur unzulässig, sondern auch nicht im Interesse der Tiergesundheit. 

Während einige Parasiten oder deren Stadien auch in älteren Proben gefunden werden können, ist für andere eine ausreichende Frische der Probe notwendig. Daher ist das Überbringen der Probe oder sogar deren Gewinnung vor Ort am empfehlenswertesten. Ist dies nicht realisierbar, so sollte die frische Probe schnellstmöglich an uns gesandt werden (Bitte lesen Sie die Hinweise zum Probenversand!). Die Standard-Kotuntersuchung umfaßt eine Nativuntersuchung sowie eine Flotation. Weitere Untersuchungen (Färbungen etc.) werden bei Bedarf und auf Anfrage durchgeführt.

Behandlungsempfehlungen werden auf dieser Seite nicht gegeben, ebensowenig wie Dosisangaben. Es handelt sich um verschreibungspflichtige Medikamente, die Sie durch Ihren Haustierarzt, entsprechend dem Gewicht der Tiere, bekommen. Dieser kann sich gerne bzgl. eventueller Rückfragen mit uns in Verbindung setzen. Sollten die benötigten Medikamente nicht auf diesem Wege für Sie erhältlich sein, setzen Sie sich wegen eines eventuellen Medikamentenversandes bitte mit der Tierarztpraxis (s. www.reptilientierarzt.de) telefonisch in Verbindung.

 

Beispiele häufiger Parasiten:

Würmer: 
Ein Großteil der Reptilien hat einen Wurmbefall. Während freilebende Reptilien gesundheitlich meist relativ unbeeinträchtigt mit einem Wurmbefall leben können, so stellen Würmer in der Gefangenschaft ein Gesundheitsrisiko dar. Durch den Kontakt der Tiere und auch der Futtertiere mit dem Wurmeier enthaltenem Kot verstärkt sich die Parasitenbelastung und es besteht kein Gleichgewicht von Parasit und Wirt. Die häufigsten Würmer sind Nematoden (Rundwürmer) zu denen beispielsweise auch die Oxyuren (Pfriemenschwänze), Strongyliden (Hakenwürmer), Zwergfadenwürmer (Gattung Strongyloides) und die Spulwürmer (Askariden) gehören. Seltener sind Infektionen mit Bandwürmern (Cestoden) oder Saugwürmern (Trematoden). 

Kokzidien: 
Kokzidien sind einzellige Parasiten, die meist die Darmschleimhaut befallen, oder aber auch andere Organe wie die Gallengänge. Im Kot findet man die Oozysten dieser Parasiten.

Flagellaten:
Geißeltierchen sind Einzeller und stellen ein unterschätztes Problem bei Reptilien dar. Sie bewegen sich mit peitschenartigen Fortsätzen (flagellum (lat.) = die Geißel) fort und sind am einfachsten durch ihre Fortbewegung erkennbar und unterscheidbar. Während manche Flagellatenarten bei Pflanzenfressern tatsächlich unschädlich sind (außer bei extrem starken Befall), sind andere in jedem Fall behandlungswürdig, da diese durch die harnableitenden Wege in die Nieren aufsteigen können und diese schädigen. Bei Fleisch- bzw. Insektenfressern ist ein Flagellatenbefall stets behandlungswürdig. Flagellaten verursachen Entzündungen des Magen-Darm-Traktes sowie des Harnapparates, der Kloake und können gelegentlich auch in anderen Organen gefunden werden. Um Flagellaten sicher nachweisen oder ausschließen zu können ist es wichtig, frisches Probenmaterial zu untersuchen. Insbesondere bei Schlangen empfiehlt sich die Untersuchung einer frischen Harnprobe. Bereits nach einigen Stunden ist in vielen Fällen ein Flagellatenbefall ohne weiteres nicht mehr nachweisbar. 

Kryptosporidien:
Den Kokzidien ähnlich, jedoch um einiges kleiner sind die Kryptosporidien. Diese stellen ein nicht unbeträchtliches Problem dar. Die Diagnostik ist um einiges aufwendiger, als bei den meisten anderen Parasiten. Eine Kryptosporidienuntersuchung empfiehlt sich beim Zukauf insbesondere von Leopardgeckos, Kornnattern und Tieren aus dem Zoofachhandel. Mehr Informationen zu diesen Einzellern finden Sie auf www.cryptosporidien.de.

Ziliaten:
Wimperntierchen sind bei Pflanzenfressern meist relativ harmlose Einzeller. Mit einem Saum aus feinen "Härchen" (cilium (lat.) = die Wimper) bewegen sie sich fort und strudeln Nahrungspartikel in sich hinein. Starke Befälle können Durchfälle verursachen und sollten behandelt werden. Bei Insektenfressern, insbesondere Leopardgeckos, werden jedoch häufig schwere Darmentzündungen durch Ziliaten verursacht. Hier empfiehlt sich stets eine Behandlung. Da Ziliaten Zysten bilden, sind sie auch in trockenen Proben auffindbar.

Amöben:
Bei Reptilien treten verschiedene Amöbenarten auf, am häufigsten die Gattung Entamoeba, mit denen eine Infektion bei Schildkröten zwar meist harmlos verläuft, für andere Reptilien jedoch fatale Folgen haben kann. Manchmal kann man die Trophozoiten im frischen Kot entdecken, sicherer ist eine Färbung, um die Zysten darzustellen.

 

Abbildungen verschiedener Parasiten: